WAZ 05.04.2025 von Sascha Döring
Langenberg. In allen drei Stadtbezirken gibt es regelmäßig einen Treffpunkt für frisch gebackene Eltern und solche, die es bald werden. Ein Ortsbesuch.
Die Scheu vor dem fremden Mann haben die Kinder relativ schnell abgelegt. Denn der scheint irgendwie dazuzugehören, sonst würden sich die Mamis ja nicht so entspannt mit ihm unterhalten. Und dann macht der auch noch so spannende Dinge mit dem Smartphone: Besonders Fiete ist sehr an der Arbeit des Reporters interessiert, blickt mit ihm gemeinsam durch die Kamera, als das obligatorische Foto ansteht. Sehr zur Freude des Kurzen.
Fiete ist eines von fünf Kindern, das regelmäßig ins Café Kinderwagen an der Bonsfelder Straße kommt. Gemeinsam mit Zwillingsbruder Aaron und Mutter Sarah freut er sich auf den Besuch in den Räumen der Kita „Die Brücke“, kennt inzwischen Mira, Jana Lea und Nils ziemlich gut.

Die Kita „Die Brücke“ in Bonsfeld stellt für das Café Kinderwagen einen Raum zur Verfügung. © Sascha Döring | Sascha Döring
Spielen und beraten lassen
Das Besondere am Café Kinderwagen: Die Kleinen können hier nicht nur ungestört spielen. Geleitet wird die Gruppe von Deborah Ann Cosmades. Sie ist Familienhebamme und steht den Eltern in den gut neunzig Minuten zur Verfügung, beantwortet Fragen, gibt Tipps.
Und es ist noch Platz. „Wer mag, kann einfach vorbeikommen“, wirbt die Langenbergerin. „Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.“ Genau so hat es zum Beispiel Lina Hensel gemacht: „Ich habe einfach im Internet geschaut, welche Angebote es für Eltern mit Neugeborenen gibt“, erzählt sie.
Im Café Kinderwagen entstehen Freundschaften
So habe sie das Café Kinderwagen entdeckt: „Ich bin dann spontan mal hingegangen, als meine Tochter vier Monate alt war.“ Und ist geblieben. „Schon beim ersten Treffen habe ich eine andere Mutter kennengelernt, deren Kind etwa im Alter meiner Tochter ist“, fährt Lina Hensel fort. „Wir verabreden uns jetzt regelmäßig.“
Doch nicht nur Freundschaften entstehen. „Jana Lea ist mein erstes Kind. Deswegen finde ich es gut, dass ich hier mit Müttern ins Gespräch komme, die schon mehrere Kinder haben. Ich kann von deren Erfahrungen profitieren.“ Und dann sei da ja auch noch Deborah Cosmades: „Ich selber hatte keine Hebamme und bin froh, dass ich hier so viele Fragen stellen kann.“ Außerdem hat die Hebamme immer eine Waage dabei, um die Kinder zu wiegen.
Mund-zu-Mund-Propaganda
Andere aus dem Kreis kennen die Familienhebamme schon länger – und sind auch deswegen im Café dabei. Chantal Vorthmann etwa ist von Deborah Cosmades durch die Geburt begleitet worden. Und weil sie so begeistert ist, hat sie Werbung gemacht: „Ich habe im Krankenhaus Sarah [die Mutter von Aaron und Fiete] kennengelernt und ihr gesagt, dass sie einfach mal mitkommen soll.“
Nicole Beyer ist mit Sohn Nils dabei, auch bei ihr war es klassische Mund-zu-Mund-Propaganda: „Meine Nachbarin hatte Debbie als Hebamme, dadurch bin ich auf das Café aufmerksam geworden.“ Schon mit ihrem ersten Kind sei sie regelmäßig nach Bonsfeld gekommen. Dass sie nun mit Nummer zwei ebenfalls an dem Angebot teilnehme, „war selbstverständlich“.
Kita-Leiter schaut vorbei
Beratung gibt es aber auch mit Blick in die Zukunft. Denn zwischendurch schaut der Leiter der Kita „Die Brücke“, Matthias Höhn, in der Gruppe vorbei. Auch er darf dann mit allen Fragen rund um Kita-Anmeldung, Kita-Besuch und mehr gelöchert werden. Was er auch gerne tut, sich Zeit nimmt für die Anliegen der Mütter.
Derzeit sind es übrigens tatsächlich nur Mütter, die mit ihren Kindern ins Café kommen. „Das ist aber selbstverständlich nicht vorgeschrieben“, sagt Deborah Cosmades lachend. Auch Großeltern dürften die Kinder begleiten, Väter sowieso. „Es gab eine Zeit, da sind zwei Väter regelmäßig mitgekommen. Auch für die ist das eine schöne Zeit.“ Und, schiebt sie hinterher: „Auch Väter haben Fragen.“
Das Café Kinderwagen gibt es in allen Velberter Stadtbezirken
Das Café Kinderwagen gibt es übrigens in allen drei Stadtbezirken und ist ein Angebot verschiedenster Kooperationspartner: Neben der Stadt Velbert sind unter anderem die Familienzentren Langenberg-Mitte und Langenberg-Nord sowie der SKFM und die Awo im Boot. Angesprochen sind auch nicht nur frisch gebackene Eltern, sondern auch werdende: „Wer schwanger ist, darf natürlich schon vorbeikommen“, sagt Deborah Cosmades – die neben dem Angebot in Bonsfeld auch zwei Mal im Monat in Velbert-Birth im Café Kinderwagen anwesend ist.
Aber ein bisschen wehmütig blickt die erfahrene Hebamme schon auf die wuselige Gruppe: Denn im Sommer sind die Kinder alle so weit, dass sie in den Kindergarten wechseln. „Es wäre natürlich schön, wenn bis dahin neue dazukommen, damit das Angebot weiterlebt“, sagt Deborah Cosmades. Von den anwesenden Müttern gibt es dazu eine einstimmige Empfehlung: „Wir fühlen uns alle wohl hier. Einfach vorbeikommen. Es ist noch viel Platz.“
Info gibt es bei Julia Schneider von der Stadt Velbert: 02051 62883 oder fruehehilfen@velbert.de.